Der Weltraum steht wieder auf der Tagesordnung der Großmächte. Bemannte Mondmissionen und die Erkundung rohstoffreicher Asteroiden könnten bald die Tür zu gewaltigen Rohstoffpotenzialen aufstoßen. Selbst wenn das noch lange dauert, profitieren New Space Unternehmen schon heute von technologischen Fortschritten. In diesem Beitrag sehen wir uns einige Aktien an, die von dem Weltraumboom profitieren könnten.
New Space: Die Welt ist nicht genug
Das Weltraumfieber ist wieder da. In der vergangenen Woche landete ein indischer Mondrover in der Nähe des Südpols des Erdtrabanten und wird dort über einen Zeitraum von zwei Wochen Experimente durchführen. Damit ist die herausfordernde Landung auf der Rückseite des Mondes gelungen, nachdem kurz zuvor eine russische Mission scheiterte.
2019 hatte China erstmals eine Sonde auf der Rückseite des Mondes landen lassen. Ein Jahr später konnte ein chinesischer Mondroboter erstmals seit 40 Jahren Bodenproben des Trabanten zur Erde bringen. China will bis 2030 eine bemannte Mission zum Mond schicken.
Doch dieser dürften die USA zuvorkommen: Die NASA plant mit der Mission Artemis 3 zum ersten Mal seit 50 Jahren wieder eine Mission, bei der Menschen den Trabanten betreten. 2025 soll es soweit sein.
Die Privatisierung der Raumfahrt
Dass wieder Schwung in die so wichtige Erkundung des Weltalls kommt, ist auch auf die verstärkte Zusammenarbeit zwischen staatlichen und privaten Akteuren zurückzuführen. So entwickelt die Elon Musk Firma SpaceX etwa das Landesystem, mit denen die USA in wenigen Jahren den Mond betreten wollen.
SpaceX ist nicht das einzige Unternehmen, das im Bereich New Space aktiv ist. Amazon Chef Jeff Bezos gründete bereits im Jahr 2000 das Unternehmen Blue Origin. Das Raumfahrtunternehmen arbeitete zunächst an suborbitalen Flügen mit wiederverwendbaren Flugsystemen. Entwickelt werden außerdem eine Orbitalrakete und ein Mondlandegerät.
Unter Leitung von Richard Branson veranstaltete das Unternehmen Virgin Galactic Holdings im Juni 2023 den ersten kommerziellen Weltraumflug.
Welche Schätze warten im Weltraum?
Kurzum: Nach einigen ruhigeren Jahrzehnten kommt wieder Schwung in die Erkundung des Weltalls. Dazu trägt auch die wieder stärkere geopolitischen Blockbildung bei. Der Westen konkurriert mit anderen Großmächten und hier insbesondere mit China um die Vorherrschaft im All.
Weltraumforschung bietet großes Potenzial. Im Zuge der Missionen werden neue Technologien erfunden oder bestehende Technologien weiterentwickelt – etwa im Bereich Satellitentechnik, aber auch Technologien für militärische Zwecke.
Langfristig versprechen sich Forscher auch Zugriff auf die reichhaltigen Rohstoffvorkommen des Weltalls. Die USA verabschiedeten 2015 mit dem „Space Resource Exploration and Utilization Act“ eine Regelung, die US-Bürgern die Ausbeutung von Lagerstätten auf Asteroiden erlaubt. Zahlreiche weitere Länder haben ebenfalls Weltraumgesetze verabschiedet.
Es geht langfristig im Bergbau im Weltall: Rund 16.000 bekannte Asteroiden sind durch Raumschiffe von der Erde aus relativ leicht zu erreichen. Die wertvollen Rohstoffe auf Asteroiden lagern häufig an der Oberfläche und könnten im Tagebau ausgebeutet werden.
Die NASA etwa arbeitet an der Erkundung des Asteroiden Psyche 16, im Oktober soll sich ein Raumfahrzeig dorthin auf den Weg machen. Psyche 16 enthält so große Mengen Eisen, Nickel und Gold, dass Forscher glauben, dass es sich um den früheren Kern eines Planeten in der Größe des Mars handeln könnte. Der Wert der Rohstoffe übersteigt NASA-Schätzungen den Wert der Weltwirtschaft.
Mit New Space Aktien vom Boom profitieren
Gelingt ein Quantensprung bei der Nutzung des Weltraums, sind ungeahnte Potenziale zum Greifen nah. Wie können Anleger von dieser Entwicklung profitieren? Weder SpaceX noch Blue Origin sind an der Börse notiert. Es gibt jedoch eine Reihe von New Space Aktien, die von dem Boom profitieren könnten. Diese Titel könnten einen Blick wert sein:
- Lockheed Martin (WKN: 894648, ISIN: US5398301094, Ticker: LMT)
- Rocket Lab (WKN: A3CY7P, ISIN: US7731221062, Ticker: RKLB)
- Virgin Galactic (WKN: A2PTTF, ISIN: US92766K1060, Ticker: SPCE)
- Boeing (WKN: 850471, ISIN: US0970231058, Ticker: BA)
- Iridium Communications (WKN: A0YB48, ISIN: US46269C1027, Ticker: IRDM)
Lockheed Martin (WKN: 894648, ISIN: US5398301094, Ticker: LMT)
Lockheed Martin (WKN: 894648, ISIN: US5398301094, Ticker: LMT) ist ein globales Sicherheits- und Luft- und Raumfahrtunternehmen mit Sitz im US-Bundesstaat Maryland und einer breiteren Öffentlichkeit nicht zuletzt für die Entwicklung des F35 Kampfjets bekannt.
Das Raumfahrtsegment von Lockheed Martin umfasst die Produktion von Satelliten, Raumtransportsystemen sowie strategischen, fortschrittlichen Angriffs- und Verteidigungssystemen. Das Pentagon und die NASA gehören zu den wichtigsten Kunden des Unternehmens – dementsprechend gut sind die Kontakte zu diesen entscheidenden Stellen ausgebaut. Der Raumfahrtsektor macht heute rund 15 % des Umsatz aus. Lockheed Martin wirtschaftet profitabel und konnte die Dividenden in den Geschäftsjahren 2016-2022 jährlich erhöhen.
Rocket Lab (WKN: A3CY7P, ISIN: US7731221062, Ticker: RKLB)
Rocket Lab (WKN: A3CY7P, ISIN: US7731221062, Ticker: RKLB) ist gemessen an der Marktkapitalisierung noch relativ klein, für New Space Investoren aber einen Blick wert. Das 2006 durch Peter Beck gegründete und im kalifornischen Long Beach ansässige Luft- und Raumfahrtunternehmen entwickelt Raketenstart- und Steuerungssystemen für die Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie. Im Segment Raumfahrtsysteme umfasst das Produktportfolio Raumfahrttechnik, Programmmanagement, Satellitenkomponenten, die Herstellung von Raumfahrzeugen und den Missionsbetrieb. Rocket Lab konnte seine Umsätze in den vergangenen Jahren von einem niedrigen Niveau aus drastisch steigern, arbeitet aber noch nicht profitabel.
Virgin Galactic (WKN: A2PTTF, ISIN: US92766K1060, Ticker: SPCE)
Virgin Galactic (WKN: A2PTTF, ISIN: US92766K1060, Ticker: SPCE) wurde 2017 durch Richard Branson gegründet und ging 2019 im Wege eines SPAC-Deals an die Börse. Das im kalifornischen Tustin ansässige Unternehmen entwickelt Luft- und Raumfahrzeuge zu Forschungs- und privaten Zwecken. Die Raumfahrzeuge sollen jeden Insassen ohne vorher notwendige Schulung sicher in den Weltraum und zurück bringen. Im Juni 2020 unterzeichnete Virgin Galactic einen Vertrag mit der NASA, der die kommerzielle Beteiligung privater Raumflüge zur Internationalen Raumstation (ISS) vorsieht. Weltraumtouristen sollen also die Missionskosten senken. Für schätzungsweise 250.000 USD gehören zudem suborbitale Flüge zum Angebot. Bislang sind die meisten Angebote noch in der Entwicklung, die Umsätze befinden sich noch auf einem sehr niedrigen Niveau.
Boeing (WKN: 850471, ISIN: US0970231058, Ticker: BA)
Boeing (WKN: 850471, ISIN: US0970231058, Ticker: BA) ist ein 1916 gegründetes Unternehmen im US-Bundesstaat Virginia als Luft- und Raumfahrtunternehmen in der Entwicklung und Produktion von Verkehrsflugzeugen sowie Verteidigungs-, Raumfahrt- und Sicherheitssystemen aktiv. 1969 entwickelte das Unternehmen die erste Stufe der Saturn-V-Rakete baute, die Apollo-11-Astronauten zum Mond beförderte. Boeing ist langjähriger Partner der NASA und Hauptauftragnehmer bei der Verwaltung der Internationalen Raumstation ISS. Mit dem Space Launch System wird derzeit an der bislang leistungsstärksten Rakete gearbeitet, die Astronauten ins All befördern soll. Zu den Entwicklungen gehört zudem die Raumsonde Starliner, mit NASA-Astronauten zur und von der ISS zurück zur Erde befördert werden sollen. Umsätze und Ergebnisse des Unternehmens haben nicht zuletzt aufgrund der Pandemie in den letzten Jahren deutlich gelitten. Dies macht sich auch am Aktienkurs bemerkbar, der weit unter seinen Höchstständen notiert.
Iridium Communications (WKN: A0YB48, ISIN: US46269C1027, Ticker: IRDM)
Iridium Communications (WKN: A0YB48, ISIN: US46269C1027, Ticker: IRDM) ist ein im Jahr 2000 gegründeter und in McLean im Bundesstaat Virginia ansässiger Provider und Hersteller von Satellitenkommunikationsdiensten und -produkten. Manchen dürften die Satellitentelefone des Unternehmens ein Begriff sein.
Das Produktportfolio umfasst u.a. persönliche Kommunikatoren, Messenger und Tracker, Satellitentelefone, Push-to-Talk-Geräte, Breitband-, Midband- und externe Terminals und Dockingstationen und wird Regierungen, Unternehmen und Verbrauchern über ein hauseigenes System mit mehr als 75 Satelliten zur Verfügung gestellt. Iridium Communications konnte die Umsätze in den letzten Jahren deutlich steigern und erreichte im Jahr 2022 nach einigen Verlustjahren die Gewinnschwelle.
Fazit
New Space: Der Begriff steht für das neue Weltraumfieber, das mehr als 50 Jahre nach der ersten Mondlandung wieder um sich greift. Die Privatisierung der Raumfahrt wirkt als Innovations- und Umsetzungstreiber und könnte schon in wenigen Jahren im wahrsten Sinne des Wortes neue Welten eröffnen. Mit Aktien von New Space Unternehmen partizipieren Anleger an dem orbitalen Megatrend mit all seinen Chancen und Risiken. Klar ist bei aller Euphorie auch: Rückschläge sind nur einen technischen Defekt entfernt, aus Jahren können in der Planung schnell Jahrzehnte werden.
Quelle Titelbild: Virgin Galactic